Tricks, um mehr Nachhaltigkeit in jede Reise zu bringen

Warum Nachhaltigkeit beim Reisen relevant ist

Nachhaltigkeit im Urlaub sollte für uns alle wichtig sein. Der Tourismus ist weltweit von zentraler wirtschaftlicher Bedeutung – und trägt zur Völkerverständigung bei. Das Umweltbundesamt berichtet auf seinen Informationsseiten, dass rund 70 Millionen längere Reisen (> 5 Tage) JÄHRLICH von den Einwohnern Deutschlands getätigt werden.
Klar ist, dass jede Reise auch negative Umweltfolgen mit sich bringt. Sei es die CO2-Emission durch Mobilität, die Versiegelung von Flächen durch das Bauen von Hotelkomplexen, Abfall, Wasserverbrauch … – die Liste ist lang.

Mit diesem kleinen Guide zum nachhaltigen Reisen möchte ich Euch zeigen, wie man bewusst – und damit nachhaltig – reist.

Welches Ziel suche ich mir aus?

Bewusst ein Ziel auswählen und das „feiern“. Ich finde, es gibt nichts Schöneres, als mit meinem Mann oder Freunden den nächsten Urlaub zu planen. Welche Region übt besondere Faszination auf mich aus und warum? Ich schaue mir meine nächsten Urlaubsziele genau an. Lese Reiseführer und Blogs. Genieße Dokumentationen. Ich werfe auch einen kritischen Blick hinter die Fassade: auf die Kultur und Politik des Urlaubslandes (Stichwort Klimapolitik, Menschenrechte usw.). Hierbei helfen die Sympathie-Magazine und die Plattform www.fairunterwegs.org.

Mut für neue Urlaubsziele braucht die Nachhaltigkeit!

„Overtourism“ ist ein großes Problem. Klar, Barcelona ist eine umwerfende Stadt. Ich finde es jedoch viel schöner, eine Stadt zu erkunden, die keiner auf dem Radar hat … Wie wäre es z. B. statt Barcelona mit Zaragoza?

Wie lange verbleibe ich am Urlaubsort?

Für eine Fernreise nehme ich mir Zeit. 14 Tage sind aus meiner Sicht das Minimum. Denn davon bleiben durch die Zeitverschiebung und Anreise nur 12 Tage übrig. Je länger ich in der Region bleibe, desto mehr bleibt auch von meinen touristischen Ausgaben im Land. Und der Erholungswert ist auch höher.

Langsam reisen

Ich erlebe bei meinen Kunden, dass es meist eine Checkliste an Highlights gibt, die unbedingt abgearbeitet werden muss. Wie schade! Ich finde, jede Reise sollte „Luft“ haben für überraschende Entdeckungen, Improvisation und kleine Katastrophen. Denn das sind die Anekdoten, die wir später bei einem Glas Wein unseren Freunden erzählen.

Nachhaltigkeit beim Reisen. Die Frage der Urlaubsform – all inclusive, Kreuzfahrt oder Camper?

Kreuzfahrten sind für mich ein „No-Go“

Beim Naturschutzbund Deutschland lässt sich nachlesen, dass ein Kreuzfahrtschiff am Tag so viel Feinstaub verursacht wie eine Million Autos. Außerdem haben die Menschen der bereisten Ländern nichts von den Kreuzfahrtschiff-Besuchern. Die Städte werden quasi „überschwemmt“ von Menschenmengen. Die wenigsten Gäste gehen während des Landaufenthaltes in ein Restaurant. „Echte“ Besucher meiden zudem die angesagten Kreuzfahrtregionen, da sie sich gestört fühlen.

All-inclusive und Vollpension – Urlaub in der „Blase“

Ich bin selbst vom Fach und doch immer wieder perplex über die günstigen All-inclusive-Angebote, die auf dem Markt existieren. Gerade kürzlich ging ich an einem Reisebüro vorbei, das mit 799 € für eine Woche Dominikanische Republik inklusive Flug und AI-Hotel warb. Das entspricht noch nicht mal den realen Flugkosten!

Bei all-inclusive können der Gast und die Menschen vor Ort nur verlieren. Denn das schmale Budget spiegelt sich dann in billigen Hotelanlagen, schlechtem Essen und schlecht bezahlten Mitarbeitern wider. Die Restaurants, Cafés, Strandbars, Ausflugslokale, die Straßenhändler und Andenkenverkäufer, die Guides, sprich die touristischen Kleinbetriebe, haben alle nichts von den All-inclusive- und Vollpension-Gästen.

Hinzu kommt, dass viele AI-Anlagen sehr groß sind und damit automatisch der Natur schaden. Man denke an die Meeresschildkröten, die zum Brüten an den Strand kommen. Oder z. B. an die Verschwendung von Wasser, das andernorts dringend gebraucht wird.

Und nicht vergessen: Wer Urlaub in einer AI-Hotelanlage macht, bewegt sich in der Regel kaum aus dem Hotel hinaus. Es findet also kein Kennenlernen der Gastgeberkultur statt. „Urlaub bildet“ trifft hier nicht zu!

Kleine, inhabergeführte Unterkünfte anstatt große, internationale Ketten

Nachhaltigkeit ist für Hotelketten kein Novum mehr. Viele internationale Namen haben entsprechende ISO-Zertifizierungen und Öko-Labels. Aber neben dem Klimaschutz: Wie steht es mit dem Erlös aus den touristischen Ausgaben? Wo landen die?

Aus meiner Sicht ist bei einer kleinen Unterkunft viel eher sichergestellt, dass das Geld aus der Übernachtung im Land ankommt. Dann wäre da noch die Sache mit dem Personal. Große Hotels haben oft internationale Angestellte. Lokale Unterkünfte arbeiten mit den Menschen am Urlaubsort. Große Anlagen versiegeln den Grund und graben in Gegenden mit Wasserknappheit anderen Anwohnern das Wasser ab.

Und wenn der Urlaub schon gebucht ist?

Ist der Urlaub schon gebucht, lässt sich immer noch einiges „retten“ – vor allem am Reiseziel selbst:

• Sei neugierig und fördere die ansässigen Handwerksbetriebe, die Hotel-, Café- und Restaurantbesitzer durch Deinen Konsum.
• Bei Wanderungen in der Natur ist es selbstverständlich, dass man auf ausgeschriebenen Wegen bleibt und Schutzzonen respektiert. Wie oft habe ich Schnorchler beobachtet, die ungelenk durch flache Korallenbänke „gestapft“ sind, um mal schnell die Brille stehend zurechtzurücken. Korallen sind Lebewesen und sollen unbeschädigt bleiben.
• Mein genereller Tipp: Geführte Touren mit lokalen Guides einplanen. Sie sind eine prima Gelegenheit, in die Kultur einzutauchen und nicht nur an der Oberfläche zu kratzen.

Nachhaltig Reisen mit Booking.com? (update 27.03.2024)

Ja, das Portal hat ein Label „Unterkunft für nachhaltiges Reisen“. Dieses Merkmal bekommen Unterkünfte, die in Fragen der Mülltrennung, des Wasserverbrauchs, der Energie, lokalen Bevölkerung und Natur nach eigenen Angaben nachhaltig agieren und an dem Programm von Booking.com teilnehmen. Unterkünfte, die die Kriterien erfüllen, erhalten die die Kennzeichnung für nachhaltiges Reisen. Aber auch jene, die bereits ein Label bzw. eine Zertifizierung tragen, werden mit dem grünen Blatt in der Suche angezeigt. Schade nur, dass nicht nachvollziehbar ist, wie die Vergabe des grünen Blattes ganz konkret zustande kommt. Hat die Unterkunft “nur” Pflegeprodukte aus Einwegplastik abgeschafft oder setzt es zu 100% auf erneuerbare Energien? Es bleibt zu hoffen, dass dies in künftigen Ausbauphasen erweitert wird.

In jedem Fall sollte Dir bewusst sein, dass das Portal booking.com die Unterkünfte mit seiner Marktmacht stark unter Druck setzt. Nachhaltigkeit bedeutet auch Fairness.

UPDATE vom 27.03.2024: booking.com stellt sein Nachhaltigkeitsprogramm vorerst ein. Die niederländische Behörde für Verbraucher und Märkte (ACM) hat das Programm als missverständlich eingestuft. Booking.com arbeitet nun an einem verbesserten, neuen Programm.

Die Rolle der Fremdenverkehrsämter

Die Fremdenverkehrsämter haben in der Regel sehr gute Internetseiten mit zahlreichen Tipps zu Sehenswürdigkeiten und nachhaltigen oder inhabergeführten Unterkünften. Wer auf der Website nicht weiterkommt, sollte einfach mal anrufen. Sie werden überrascht sein, wie viele wertvolle, nachhaltige Tipps Sie bekommen!

Planungshilfen für mehr Nachhaltigkeit bei Deinen Reisen

Portale, die Nachhaltigkeit im Urlaub zum Kinderspiel machen

• Katzensprung
  Urlaub vor der Haustür. Ungewöhnliche Übernachtungen & spannende Reiseerlebnisse – eine tolle Inspirationsquelle.
• Forumandersreisen
  Nachhaltige Pauschalreisen weltweit. Über 120 nachhaltige Reiseveranstalter und Spezialisten unter einem Dach, die Gruppenreisen und individuelle Privatreisen weltweit anbieten. Alle tragen das Nachhaltigkeitssiegel TourCert.
• Wirsindanderswo
  Auch hier gibt’s eine Fülle von nachhaltig engagierten Reiseveranstaltern und Unterkünften – mit und ohne Label. Das Magazin bietet viel Inspiration für Urlaube jenseits des Mainstreams in Europa (keine Fernreisen).
• GOOD travel
  Mein Liebling für kleine Unterkünfte (und auch Campingplätze) in Europa. Der Claim „handverlesene Orte für nachhaltiges Reisen“ stimmt definitiv. Jedes Hotel ist ein Unikat. Deren Beitrag zur Nachhaltigkeit wird in Kategorien wie Architektur, Umwelt, Food, Sozial und Well-Being vom Betreiber des Portals (?) eingeordnet.
• ecohotels
  Ich suche nach meinem Ziel und gebe das Wunschdatum ein. Auf der Ergebnisseite finden sich die Labels der Hotels. Nachteil: Das Tool ist nur auf Englisch verfügbar.
• Alpine Pearls
  Besondere Urlaubsorte in den Alpen (Deutschland, Österreich, Italien, Slowenien und der Schweiz). Im Mittelpunkt steht der umweltfreundliche Urlaub und eine volle „Mobilitätsgarantie“ (gute Anbindung an den Fernbus oder die Bahn, Shuttle Service, Elektroräder etc.) bei Reisen ohne eigenem Auto.
• bookdifferent
  Hotels können nach Ökobilanz gesucht werden. Der CO2-Abdruck wird ausgewiesen und auch das Label, sofern vorhanden. Nachteil: Das Tool ist nur auf Englisch und Holländisch verfügbar. Es eignet sich aus meiner Sicht vor allem für die Planung von Städtetrips. Regionen-Abfragen wie „Malediven“ oder „Mauritius“ überfordern das Tool. Die Datenbank dahinter ist die Datenbank von Booking.com.
• atmosfair
  Der Goldstandard unter den Kompensationsanbietern!